Die Bauchtanzaffaire 2

Ich ahnte nicht was mir bevorstand. Litt ich an Verfolgungswahn, oder bildete ich mir nicht nur ein, daß Gozzilla Gottshäuser, die fatamorganische Glasgestalt mit den Elfen (Außerirdischen) zusammenarbeitete? Was sollte daraus werden – eine Prüfung vielleicht? Sollte ich nun Dr. Troll werden? Aber was hatte ich zu bestehen?

Vorläufig handelte es sich bei meinen Zukunftsbedenken doch nur um intuitive Angstgefühle. (Vor Prüfungen hatte ich immer Angstgefühle.) Andererseits konnte ich mich beinahe schon auf meine Ahnungen verlassen. Immer wenn ich eine ganz unbestimmte Vorstellung von der auf mich zukommenden Zeit hatte, dann passierte etwas das mir nicht eben wirklich gefallen wollte. Manchmal handelte es sich auch um richtige Katastrophen. Ich konzentrierte mich auf die Geschwindigkeit mit der ich die auf mich zukommenden Lebensbilder durchfuhr und war einigermaßen beruhigt: es musste sich „nur“ um den allerorts herrschenden Wahnsinn in einer seiner speziellen Ausprägungen handeln. Wie sehr würde ich vor ihm erschrecken wenn es mich heimsuchte...das Ereignis welches mich tangieren würde?

Natürlich hatte ich wieder einmal hochfliegend Pläne! Zur Verfügung standen mir eine naive Schönheit und eine selbstbewusste Emanze. Das musste irgendwie pittoresk arrangiert werden. Aus mir unerfindlichen Gründen fiel mir dafür das Arrangement der Pietà ein. Aber da sollte doch eine männliche Figur mit von der Partie sein. Pansteh maß einszweiundneunzig. Den hätte die Tänzerin nicht halten können – außerdem schien sie ja mit einer Frau posieren zu wollen. Warum auch immer. Ich würde es bald erfahren. Also eine Frauengruppe...Girl Girl??
Nein, für erotische Aufnahmen schien mir die Eine zu unbedarft und die Andere zu besitzergreifend zu sein.
Doch wieder die Pietà? Eine mit zwei Frauen? Was würde das werden? Eine Piemmà? Warum nicht?! Leben wir nicht in einer Zeit, die Frauen fast nur noch als Opfer der Willkür sieht?!

Auch das würde man auf diese Weise darstellen können. Aber einige Bemerkungen der Bauchtänzerin verwirrten mich ein bisschen.
Während eines zwanglosen Treffens im Atelier, wo sie mir eine Stunde lang beim Malen zusah, äußerte sie sich zum Thema „Erotik“ wie folgt...“bloß keinen Mann mehr!“, oder „Wenn ich nochmal mit jemandem ins Bett gehe, dann wird das ganz sicher eine Frau sein!“

Wir waren auf dieses Gesprächsthema gekommen, weil sie mich gefragt hatte, ob ich mit Dingsbums nur liiert oder verheiratet sei.
Ich dachte zunächst sie sei an Dingsbums interessiert. Ich hätte meiner Frau ein bisschen Spaß vom anderen Ufer gegönnt. Wusste ich doch, wie sie mit Elidana umgegangen war...oder Elidana mit ihr, ganz wie man's nimmt. Beiden hatte es jedenfalls Spaß gemacht.

In den folgenden Tagen kontaktierte ich Uj aus Au und fragte sie scheinheilig, ob sie denn auch einmal ohne ihre Busenfreundin Stehre zu einem Termin erscheinen und für mich mit einer anderen Frau posieren würde. Ich beschrieb meinen Plan eine Piemmà zu kreieren und was soll ich sagen?! Sie war begeistert! Natürlich freute ich mich auf das kommende Spektakel, denn ich sah voraus, daß ein Prickeln in der Luft liegen würde. Das machte mir aber keine Angst, ich freute mich schamlos auf die schöne Vorarbeit zum Gemälde!

Am abgemachten Tag war ich bereits Stunden vor dem Event vor Ort, rollte Hintergründe aus, stellte Lampen auf und machte Belichtungsmessungen. Nichts sollte schief gehen, außer eine der Damen kam erst gar nicht. Auch das war schon vorgekommen wenn sich eine einmal vor der eigenen Courage gefürchtet hatte.
Aber zur vereinbarten Zeit klopfte es an der Türe. Uj traf als Erste ein und sie zog sich sofort aus...und in meiner bescheidenen Hütte wurde es um einiges heller!
Als es zum zweiten Mal klopfte öffnete die Schöne Uj ihrer Motivpartnerin nackt – und diese warf sogleich begehrliche Blicke auf mein unbekleidetes Model.

Beim Umziehen merkte ich dann wie recht ich gehabt hatte die Tänzerin nicht ohne Kleidung auftreten zu lassen. Aber ihr Bauchtanzdress machte aus dem Mauerblümchen eine durchaus attraktive Frau, die ich bedenkenlos einsetzen konnte.
Die beiden posierten zuerst ein wenig am Boden herum. Gut, daß ich ausgiebig vorgeheizt hatte und natürlich machten die Lichtkegel der Scheinwerfer den Bereich den sie erhellten ebenfalls wohlig warm. Das mochte vielleicht dazu beigetragen haben, daß sich die „Mädels“ bald sehr wohl fühlten...
Ich bemerkte wie die Tänzerin Uj verstohlen und flüchtig immer wieder zu streicheln begann und Uj aus Au bekam eine Gänsehaut!

Das nahm ich zur Kenntnis und sah keinerlei Grund einzuschreiten. Doch dann bemerkte ich wie die schöne Uj gelegentlich ihren Mund etwas verzog und ich begann auf die Verwirklichung meiner Vorstellungen zu bestehen.
Die Bauchtanzlady setzte sich auf einen niedrigen Hocker, den ich gelegentlich selbst benützte wenn ich nicht mehr stehen konnte und den unteren Teil eines Bildes zu bearbeiten hatte. Dann probierten wir aus wie lange sie die prall geformte Uj halten konnte - lange würde es nicht gehen. Aber die beiden Damen waren zu dem Kunststück bereit und so gingen wir die Sache an.

Zuerst nahm die Tänzerin in ihrem gesamten Ornat Platz. Zur weiteren Verschönerung, vielleicht Mystifizierung der Szene holte ich eine venezianische Karnevalsmaske aus meinem Fundus und setzte sie der Lady auf. Das machte ihre Erscheinung noch etwas gravitätischer. Dann trat Uj hinzu, platzierte sich auf ihrem Schoß und legte ihren wundervollen Oberkörper vorsichtig zurück, um jetzt von der Lady mit der Maske aufgefangen zu werden. Ich vernahm ein leises Stöhnen. Es kam nicht von der Nackten! Musste sich die Tänzerin so sehr anstrengen?

Ich beeilte mich diszipliniert, um beim Auslösen der Kamera nicht zu wackeln. Nach ein paar Klicks war das kleine optische Wunder im Kasten und ich begann mich davor zu fürchten die Aufnahmen konnten nichts geworden sein. Dann hatte die Tänzerin Uj auch schon wieder hochgezogen und an sich gedrückt.
Ich öffnete eine Flasche Sekt und stieß mit den beiden Hübschen auf das Gelingen unserer Aktion an und hoffte ich würde mit meiner nun erfolgenden Diplomatie ebenso erfolgreich sein wie mit der Kamera.
„Ich nehme an euch ist klar, daß nur die unbekleidete Person Rechte auf ihre Bilder anmelden kann?!“ sagte ich, immer noch verträumt wirkend, „es sei denn sie entscheidet sich anders. Bei dir, liebes Bauchtanzphänomen hat es sich ja eh nur um die Erfüllung einer Abmachung gehandelt, stimmts?“

Das Phänomen nickte und Uj sah mich vielsagend an. Dann ließen wir den Abend ausklingen und jeder ging, wie ich annahm, zufrieden nach Hause.
Wie die beiden Attraktionen dabei zurechtkamen konnte ich nicht mehr feststellen – mich jedenfalls begleitete eine gläserne Gestalt, die sich immer dann flimmern in Luft auflöste wenn ich mich umdrehte.
Dingsbums hatte mich schon lange erwartet. „Du kommst spät“ moserte sie, ich habe extra dein Lieblingsgericht Spaghetti aglio olio e peperoncino gekocht und solange warm gehalten bis sie matschig geworden sind. Dann habe ich sie weggeworfen! Mach dir ein Brot, ich gehe jetzt ins Bett zum Lesen. Wenn du willst kannst du ja noch fernsehen, aber mach keinen Lärm wenn du ins Schlafzimmer kommst“.

Durch die eben doch erotische Stimmung mit dem Augenschmaus im Atelier hatte ich allerdings noch an etwas anderes gedacht. Dafür schämte ich mich jetzt! Meine Art Erotik zu verstehen musste sich schon sehr im Bereich Perversion bewegen dachte ich – und konnte lange nicht einschlafen...

Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman)  35

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman)  35"

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman)  35

Autor: Sonja Soller   Datum: 02.10.2022 14:04 Uhr

Kommentar: Wieder interessant geschrieben, lieber Alf,
ein aufregendes und abwechslungsreiches Leben, was dein Troll führt.

Herzliche Sonntagsgrüße aus dem unverwechselbaren Norden, Sonja

Das Bild ist super!!!!

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman)  35

Autor: Alf Glocker   Datum: 03.10.2022 14:47 Uhr

Kommentar: ich bedanke mich !!

Herzl Grü aus dem feiertäglichen Süden

Alf

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